Für Lohberger gibt es eine Menge heißer Themen. Diskutiert wird die Zukunft des Bergwerksgeländes, das ein oder andere Projekt im Rahmen der Stadtteilerneuerung, das Ledigenheim, das Verhalten meines Nachbarn und und und...
Die meisten Diskussionen laufen natürlich in kleiner Runde, auf dem Markt, im Stadtteilbüro, in der Kirche oder der Moschee oder im Verein.
Anfang 2000 wurde in Lohberg recht ruhig und sachlich über den öffentlichen islamischen Gebetsruf diskutiert.
Inzwischen ist vom Dach der Diyanet-Moschee der Gebetsruf, der eigentlich zu jedem der fünf täglichen Gebete gehört, einmal in der Woche - am Freitagnachmittag gegen 14.00 Uhr auch per Lautsprecher zu hören. Auch im Fastenmonat Ramadan erklingt der Gebetsruf regelmäßig zum täglichen Fastenende.
Nachfolgend haben wir einige Diskussionsbeiträge dokumentiert, weil die Diskussion sicher auch für andere Städte aktuell sein und bleiben wird. .
Interessante Informationen zum Thema Gebetsruf finden Sie im www auch noch hier:
Gesammelt wurden diese Inhalte von der Christlich-Islamischen Gesellschaft (CIG), (www.chrislages.de), einem eingetragenen Verein zur Förderung der Verständigung und des Dialogs zwischen Christen und Muslimen, christlichen Kirchen und islamischen Gemeinschaften. Hier sind neben den Argumenten der Befürworter auch die der Gegner des muslimischen Gebetsrufs gesammelt: Hier gibt es auch Material zu allen erdenklichen Fragen des Zusammenlebens zwischen Christen und Muslimen.
Hier finden Sie einige Beiträge zum Thema Gebetsruf in Lohberg:
Holger Heßelmann - webmaster@lernen-ohne-stress.de schrieb am 4.4.2000 per e-mail:
Ich wüsste ganz gern, ob sich die Leute auch über des Läuten der Kirchenglocken beschweren. Da ich im Averbruch wohne, bin ich zwar nicht persönlich vom Gebetsruf "betroffen", aber ich hätte auch gegen einen täglichen Gebetsruf nichts einzuwenden. Kirchenglocken hört man schließlich auch täglich!
che@gmx.de schrieb am 2.4.2000 ins Gästebuch:
ich hoffe das sich die beziehung zwischen ausländern und deutschen noch verbessern wird. aber zum muezzin-ruf muss ich sagen das ich als ich in der türkei war es nicht so toll fand um 6(?) zum ersten gebet geweckt zu werden aber jedem das seine!
Bürgermeisterin für Gebets-Aufruf - Toleranz gegenüber türkischen Gläubigen - Pressemeldung der Stadt Dinslaken vom 14.3.2000
Dinslaken. Die in Lohberg aufgetauchten Flugblätter gegen den öffentlichen Aufruf zum Freitags-Gebet in der Moschee haben nach Ansicht der Bürgermeisterin "eindeutig provokativen Charakter". Zudem, so Sabine Weiss, seien sie irreführend und in Teilen sogar verleumderisch. Wenn von Fundamentalisten die Rede sei, so münze sie das um auf die Verfasser, die bereits in Duisburg, in der evangelischen Kirchengemeinde Beeckerwerth-Laar, in gleicher Weise agitiert hätten.
Die Muslime in Lohberg und alle türkischen Fürsprecher in dem Flugblatt pauschal als islamistische Fundamentalisten zu verunglimpfen, sei erschreckend. Ebenso die von den Unterzeichnern geheuchelte Toleranz gegenüber türkischen Mitbürgern. Der Ruf des Muezzins freitags per Lautsprecher, sofern er 50 Dezibel nicht überschreite, sei weder anmelde-, schon gar nicht genehmigungspflichtig.
Sabine Weiss: "Das macht weit weniger Lärm als ein moderner Rasenmäher." Überdies seien die Initiatoren im Vorfeld von sich aus auf die beiden christlichen Kirchengemeinden in Lohberg und auf die Stadtverwaltung zugegangen. Das alles in dem Bestreben, die Angelegenheit gut nachbarschaftlich und einvernehmlich zu regeln. Toleranz, meinte die Bürgermeisterin, sei nicht teilbar. Die Bürger sollten den Verfassern nicht auf den Leim gehen.
Den falschen Weg zur Integration eingeschlagen - Leserbrief von Peter Schmidtke in der NRZ vom 4.3.2000
“Ich glaubte, der Stadtteil Lohberg wäre auf dem richtigen Weg, sich in der Offentlichkeit so darzustellen, dass man über die Lohberger nicht mehr die Nase rümpfen müsse. Positive Beispiele gab es in der letzten Zeit vielfach: z.8. Säuberungsaktion, positive Presse über Lohberg, Sprachunterricht für ausländische Kinder im.Kindergarten bzw. Grundschule, mehr Streifendienst und dass sich die örtlichen Politiker Gedanken über Lohberg machen.
Doch dann las ich am Samstag in der NRZ im Dinslakener Teil den oben genannten Artikel. Meiner Kenntnis nach ist die Moschee jedesmal zur Gebetsstunde bis auf den letzten Platz besetzt, warum dann noch über Lautsprecher zum Gebet rufen? Darüber hinaus habe ich Bedenken, dass es bei den maximal 50 Dezibel bleibt, wenn später auch alle Muslime in Lohberg den Ruf hören sollen. Schön wäre es gewesen, wenn z.B. eine Umfrage bei allen Lohberger Bürgem über diese Aktion durchgeführt worden wäre.
Durch die Erlaubnis der Kirche und der Stadt, dass zukünftig in unserem Stadtteil über Lautsprecher zum Gebet gerufen werden darf, befürchte ich, dass weiterhin junge deutsche Familien mit Kindern aus Lohberg wegziehen werden. Schade, dass die Verantwortlichen nicht erkennen möchten, dass hier ein falscher Weg zur Integration und des Zusammenlebens eingeschlagen wird!
Toleranz und Weitsicht sind heute gefragt - Leserbrief von Fritz Braun, Duisburg in der NRZ vom 4.3.2000
Als aufgeklärter und mitdenkender Bürger sowie Leser der NRZ möchte ich mich für die Ausübung aller Religionen auf unserer Mutter Erde aussprechen. Es ist im Laufe der Menschheit auf diesem Gebiet so viel Leid und Elend in der Rechthaberei und zur machtpolitischen Durchsetzung von allen Seiten begangen worden, dass wir in der heutigen Zeit toleranter und weitsichtiger untereinander sein sollten. So wie bei uns Christen des Abendlandes die Kirchenglocken zum Gebet um Einsicht und Nächstenliebe rufen, sollte man sich an unseren ausländischen Freunden in unserer Umgebung, wenn sie einen anderen Glauben haben, nicht daran stoßen und sie deshalb verachten.
Für alle Menschen sollten die jedem bekannten Worte gelten: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst und achte und ehre ihn."
Hätte gerne mitdiskutiert - Leserbrief von Kerstin Tatai in der RP und NRZ vom 1./2.3.2000
Was ich davon halten soll, dass der Muezzin bald zum Gebet rufen soll, kann ich nicht sagen. Ich hätte aber gerne als engagierte Lohbergerin die Möglichkeit gehabt, mich darüber zu äußern, zu diskutieren und nachzudenken.
Ich finde es schade, daß ich so etwas aus der Zeitung erfahren muss. Übrigens gehöre ich auch der katholischen Kirchengemeinde an, die mich auch in keinster Weise informiert hat.
Was ist da los in der Moschee - Text im Gemeindebrief der kath. Kirchengemeinde St. Marien vom 27.2.2000
Die Stadtverwaltung hat der muslimischen Gemeinde erlaubt, einmal in der Woche den Gebetsruf erschallen zu lassen. Damit dürfen unsere türkischen Nachbarn nun auch in Lohberg tun, was anderenorts seit Jahren Praxis ist. Der Moscheevorstand hat die beiden Kirchengemeinden gefragt, ob wir gegen den Gebetsruf Einwände hätten. Aus der Sicht der Kirchen ist gegen den Gebetsruf aber nichts einzuwenden. Er ist dem Glockenläuten verwandt, mit einem wichtigen Unterschied. Der liegt darin, daß der islamische Gebetsruf das Glaubensbekenntnis enthält. In die deutsche Sprache übersetzt lautet es: „Gott ist der Größte. Ich bezeuge, daß es keinen Gott gibt, außer Allah. Ich bezeuge, daß Muhammed Gottes Gesandter ist. Eilt zum Gebet. Eilt zum Heil.“ Abgesehen vom anderen Gottesverständnis und von der Bedeutung des Propheten, bekennen wir als Christen durchaus das gleiche von Gott. Dabei ist der Gebetsruf der Muslime natürlich kein Bekenntnis unseres Glaubens. Sie erkennen allerdings an, daß Christen, Juden und Muslime in ihrem Gottesdienst ein und denselben Gott meinen und sich an ihn wenden. Die Art und Weise der Gottesverehrung ist in der jeweiligen Tradition anders. Trotzdem gab es in den vergangenen Jahren häufig heftige Auseinandersetzungen um den Gebetsruf. Wir meinen, daß solche Auseinandersetzungen schädlich sind, denn in den Streitigkeiten ging es nur äußerlich um die Frage des Gebetsrufs. Im Grunde geht es um Probleme im Zusammenleben zwischen Deutschen und Türken. Differenzen im Glauben sind meiner Meinung nach nicht das Problem und in der Tat ist ja auch die Beziehung zwischen Kirchen- und Moscheegemeinden in Lohberg von Wohlwollen, Verständnis und guter Nachbarschaft geprägt, wie auch die meisten Lohberger Bürger gut zusammenleben. Auch die Angst vor islamischer Missionierung dürfte unbegründet sein. Ich kenne z.B. niemanden, der die Kirche verlassen hat, um Muslim zu werden. Die Moschee möchte für ihre türkischen Landsleute kulturelle und religiöse Heimat sein. Probleme gibt es weniger zwischen den Religionen, sondern wegen unterschiedlicher Auffassungen von der Art, sein Leben zu gestalten. Hier gibt es auch in Lohberg Gesprächsbedarf. Natürlich stört uns, daß immer wieder unsere Kirche mit türkischen Texten beschmiert wird. Aber hier sind gerade die Vorstandsmitglieder der Moschee und der Hodscha diejenigen, die am ärgerlichsten darüber sind. Nur gehen die Jugendlichen, die das tun, leider nicht zur Moschee und sind auch von dort aus kaum zu erreichen. Ich möchte ja auch nicht von den türkischen Bürgern die Verantwortung für deutsche Sprayer zugesprochen bekommen, die in Lohberg die Häuser besprühen. Unterschiedliche Auffassungen im Zusammenleben von Deutschen und Türken müssen benannt und offen (bei gegenseitiger Wertschätzung) diskutiert werden. Der Gebetsruf als solcher ist nicht das Problem. Er erschallt nur einmal in der Woche und in geringer Lautstärke, so daß er nur von einzelnen deutschen Familien gehört werden wird. Dafür bedeutet er religiösen Türken sehr viel. Ähnlich wie wir nicht auf das Läuten der Glocken verzichten würden, obwohl wir auch ohne diese Einladung zur Kirche kommen.
Bericht in der RP über den geplanten Gebetsruf “Der Muezzin ruft demnachst jeden Freitag über Lautsprecher zum Gebet - von HEINZ SCHILD - 26.2.2000
DINSLAKEN-LOHBERG. Der Gebetsruf des Muezzin ist schon jetzt jeden Tag in der Diaynet-Moschee an der Lohbergstraße zu hören. Demnächst soll die Aufforderung zum Gebet aber auch draußen zu hören sein. Denn der Vorstand des Moscheevereins beabsichtigt, künftig jeden Freitag zwischen 13 und 14 Uhr die Muslime über einen Außenlautsprecher zum Gebet zu rufen. Für etwa zwei bis zweieinhalb Minuten wird dann die Stimme des Muezzin zu hören sein. Allerdings wird die Lautstärke nicht über 50 Dezibel liegen, wie Bekir Cankul, Vorstandsmitglied des Moschee-Vereins, gestern in einem Pressegespräch sagte. Eine Belästigung der Bürger hält er für ausgeschlossen. Der Gebetsruf sei nicht genehmigungsbedürftig, stellte Bürgermeisterin Sabine Weiss klar. Vielmehr habe der Moschee-Verein sogar ein Recht darauf, ihn hörbar nach draußen zu übertragen, wenn denn nicht die zulässigen Grenzwerte überschritten würden.
Die muslimische Gemeinde hat bereits im Vorfeld Gespäche mit Vertretern der katholischen und evangelischen Kirchengemeinde in Lohberg geführt und diese über ihr Vorhaben informiert. Einwände haben die Gemeinden nicht, wie Pastorin Sabine Keim und Markus Gehling, Pastoralreferent von Sankt Marien, übereinstimmend erklärten. Für Gehling dokumentiert der öffentliche Gebetsruf, was seit 30 Jahren bereits Fakt ist, dass in Lohberg Türken leben, die von dort auch nicht mehr wegziehen möchten. Zudem, so Gehling und Pastorin Keim, pflege man seit langer Zeit gute nachbarschaftliche Beziehungen zur Diyanet-Gemeinde.
Und das sehen auch deren Vertreter so. Sie freuen sich darüber, dass das Verhältnis zur Dinslakener Stadtverwaltung noch nie so gut wie gegenwärtig gewesen ist. Keinesfalls, so die Diyanet-Sprecher, wollen sie den Gebetsruf als Stärkedemonstration verstanden wissen.
Bevor jedoch der Muezzin erstmals die Muslime über Lausprecher in die Moschee ruft, werden noch einige Wochen vergehen. Denn vorher muss noch die Anlage installiert werden
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